Chancen und Herausforderungen: Als Ausländerin auf Jobsuche in Mexiko
Etwas, was ich am Anfang total unterschätzt hatte, war die Jobsuche. Völlig blauäugig dachte ich damals, dass ich schon eine Arbeit finden würde. Und da ich ja sowieso etwas ganz anderes machen wollte, als was ich gelernt hatte, war ich auch offen für die Branche. Ich konnte mir vieles vorstellen, nur nicht mehr den ganzen Tag im Büro sitzen. Mein Wunsch war es eigentlich mehr draussen zu sein, nur noch vormittags zu arbeiten, meine Sprachen brauchen zu können und im Idealfall auch kreativ sein zu können.
Als ich Mexiko bereiste arbeitete ich gegen Kost und Logis ein paar Wochen in einem Hotel am Strand.
Vielleicht war es auch gut, dass ich nicht zu fest zweifelte und noch nicht wusste, wie schwierig es werden würde, denn sonst hätte ich gar nicht angefangen zu suchen.
Auch hier in Mexiko ist es natürlich so, dass man, wenn man legal arbeiten will, eine Arbeitserlaubnis braucht. Die Beantragung dieser Arbeitserlaubnis kann ein langwieriger Prozess sein und erfordert oft die Unterstützung eines Arbeitgebers. Die Zusage zu einer Stelle wiederum bekommt man meistens aber nur, wenn man bereits eine Arbeitserlaubnis hat. Denn auch für die Firmen ist es umständlich und kostspielig diese für einen Ausländer zu besorgen. Dann kommt noch dazu, dass auch in Mexiko bei der Stellenvergabe zuerst die Mexikaner berücksichtigt werden. Das ist aber nur die eine Seite.
Was ich damals noch nicht wusste war, dass man in Mexiko bei vielen Jobs nur sechs Tage Ferien pro Jahr bekommt, und das erst ab dem zweiten Jahr (in der Schweiz hat man mindestens 4 Wochen Urlaub pro Jahr, wenn nicht sogar fünf). Als ich das erfuhr, war das schon mal ein ziemlicher Dämpfer. Abgesehen davon, dass ich so kaum in die Schweiz hätte fliegen können um Familie und Freunde zu besuchen, reise ich auch gerne. Und ich kam schliesslich auch nicht nach Mexiko um nur noch zu arbeiten.
Und dann war da auch noch der Lohn. Man erschrickt schon, wenn man erfährt, dass man nur noch einen Bruchteil dessen verdienen würde, was man in der Schweiz erhielt. Natürlich braucht man in Mexiko weniger für das tägliche Leben, doch wie bereits im letzten Beitrag erwähnt, Qualität ist auch hier teuer und eben, in die Ferien will man weiterhin.
Da stellten sich mir also mehrere Hindernisse. Einerseits die Ferien und der Lohn und andererseits die Arbeitsbewilligung. Dann kam auch noch die Lage hinzu. In einer Mega-Metropole wie Mexiko City ist es von Vorteil die Arbeitstelle in der Nähe der Wohnung zu haben, ansonsten verbringt man die Freizeit im Stau oder wie eine Sardine in der U-Bahn.
Doch mein Beispiel zeigt, dass es nicht unmöglich ist. Ich habe ein halbes Jahr lang intensiv gesucht, Initiativbewerbungen verschickt, aber auch auf Stellenausschreibungen reagiert. Ich habe verschiedene Kanäle ausprobiert wie Jobbörsen, LinkedIn, Handelskammern und persönliche Beziehungen. Irgendwann kam ich sogar an den Punkt, an dem ich als einziger Ausweg sah auf selbständiger Basis Deutsch zu unterrichten und Online Jobs, wie zum Beispiel Übersetzungen, auszuführen, was hier bei Ausländern sehr beliebt ist. Das habe ich dann eine Zeit lang gemacht, bis ich auf eine Frau gestossen bin, die mir den Tipp gab mich bei der Deutschen Schule zu bewerben. So habe ich eine tolle Arbeit gefunden, mit viel Urlaub und einem verhältnismässig anständigen Lohn und der Arbeitgeber hat sich sogar noch um die Aufenthaltsbewilligung und Arbeitserlaubnis gekümmert.
Geduld, Zuversicht und Flexibilität haben sich schlussendlich ausgezahlt.