Ley Seca
Eingeführt wurde dieses Gesetz erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts, einerseits aus den obengenannten Gründen, andererseits aber auch, um Fehlzeiten am Arbeitsplatz zu verhindern und, dass nicht das ganze Gehalt für Alkohol ausgegeben wird.
Wenn das Anti-Alkohol-Gesetz für ein paar Tage in Kraft tritt, dann wird im Supermarkt, (siehe Foto) die Alkohol-Abteilung gesperrt und in Restaurants, Bars und anderen Orten, wo normalerweise Alkohol verkauft wird, wird man mit Schildern auf die Regelung hingewiesen.
Davor und danach kann man aber kaufen soviel man will und seinen privaten Vorrat auffüllen 😉.
Stromschlag zu verkaufen
Hier findet man den lange gesuchten Vorratsdosendeckel
Meistens besucht man sie um frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Es gibt aber auch viele Stände mit Kleidungsstücken, Accessoires, Küchenutensilien, Werkzeugen, Wolle und Schreibwaren. Und auf dem Land sind die ganz grossen Märkte, wo zusätzlich Ersatzteile für alles Mögliche, gebrauchte Gegenstände, Möbel, Fahrzeuge und sogar Tiere verkauft werden. Und was nie fehlen darf sind die zahlreichen Essstände, an denen vor oder nach dem Einkauf gegessen wird.
Dieser Stand erinnert eher an einen Flohmarkt
In Mexiko City gibt es in jedem Stadtteil mehrere solcher Märkte. Dafür werden an einem bestimmten Wochentag ganze Strassenzüge gesperrt. Die Händler stellen dort frühmorgens ihre Stände auf und nachmittags wird alles wieder abgebaut.
Dieses System hat natürlich auch seine Schattenseiten. Unter anderem sind dies blockierte Strassen und zurückgelassener Müll. Deshalb gibt es auf die ganze Stadt verteilt auch mehrere Markthallen, die fix sind und täglich geöffnet werden.
Kräuter, Gewürze, Süssigkeiten, Snacks... abgepackt oder im Offenverkauf
Ich liebe es durch diese riesigen und vielfältigen Märkte zu streifen. Abgesehen davon, dass man günstiger einkauft findet man dort auch Schnäppchen und Inspirationen und den lange gesuchten Ersatz des Vorratsdosendeckels oder so.
Küchenutensilien und mehr
Hier findet man bestimmt den richtigen Hut
Chiles en Nogada
Bei so viel Liebe zum Land erstaunt es auch nicht, dass es sogar ein Nationalgericht gibt. Der Geschichte nach wurde es 1821 das erste Mal bei einem Bankett serviert, das nach der Unterzeichnung des Unabhängigkeitsvertrages veranstaltet wurde. Man sagt, dass die Augustinernonnen ein Gericht mit den Farben der damaligen "Armee der drei Garantien" (grün, weiss, rot) zubereiten wollten. So entstand die Nationalspeise "Chiles en Nogada". Sie besteht aus einer grünen grossen Chili-Schote, gefüllt wird diese unter anderem mit Hackfleisch, Zwiebeln, Rosinen, Tomaten, und Birnen. Darüber giesst man dann eine weisse Walnuss-Sauce und bestreut das ganze mit roten Granatapfelkernen und grüner Petersilie.
Wenn ich gefragt werde, was ich in Mexiko besonders gerne esse, dann steht an erster Stelle "Chiles en Nogada". Es schmeckt eher süsslich und wenn die Chili-Schote gut gewaschen wird, ist es auch überhaupt nicht scharf.
In den Restaurants findet man das Gericht jeweils nur in den Monaten August und September. Der Grund dafür ist nicht nur der Nationalfeiertag sondern vor allem auch, weil die Walnussernte erst dann beginnt.
Die mexikanische Zeiteinheit «ahorita»
Wir Schweizer schimpfen ja manchmal über andere Völker, dass sie so unfreundlich wären. Den Mexikanern gegenüber schneiden wir aber schlecht ab. Sie sind bekannt dafür, dass sie sehr freundlich und hilfsbereit sind. Und was sie, meiner Erfahrung nach, überhaupt nicht gerne tun, ist, jemanden zu verärgern oder vor den Kopf zu stossen. Sie würden selten jemandem sagen, wenn er etwas nicht gut gemacht hat und nein sagen fällt ihnen sowieso sehr schwer. Das spiegelt sich auch in der Sprache wider.
Viele Wörter werden zum Beispiel verkleinert respektive verniedlicht. Das haben wir gemeinsam. In der Schweiz in dem wir das -li anhängen, in Mexiko indem die Endung in -ita bzw. ito geändert wird. Einerseits wird das gemacht, weil es hübscher klingt, andererseits braucht man diese Verniedlichung hier in Mexiko aber auch, um etwas runterzuspielen. Zum Beispiel: das kostet nur ein paar Pesos -> «unos pesitos» (um zu sagen, dass es doch eigentlich gar nicht so teuer ist). Oder er ist ein bisschen krank -> «enfermito» (dabei liegt er im Krankenhaus). Tust du mir einen kleinen Gefallen -> «un favorcito...».
Am meisten liebe ich es, wenn sie Zeitformen verkleinern, bei denen weiss man dann nämlich nie ob man mit Minuten, Jahren oder einer Ewigkeit rechnen muss. Zum Beispiel für «warte kurz» sagen sie «espera tantito». Oder das beliebteste Wort ist «ahorita». «Ahorita» kommt von «ahora» und «ahora» heisst übersetzt «jetzt». Sobald aber die verkleinerte Form benutzt wird, würde ich es eher als «gleich» übersetzen. Gemäss Duden bedeutet gleich «in relativ kurzer Zeit, sofort, [sehr] bald». Hier in Mexiko kann es aber von «sofort», über «in ein paar Wochen» bis «nie» bedeuten und natürlich wird jeweils nicht mitgeteilt, welche Bedeutung grad verwendet wird. Es soll eigentlich einfach heissen «ich machs (vielleicht), aber ich kann dir nicht sagen wann».
Am Anfang bin ich relativ oft darauf hereingefallen. Wenn mir jemand sagte, «ahorita te hablo», hab ich verstanden «ich ruf dich gleich an». Dann habe ich auf den Anruf gewartet und ärgerte mich anschliessend, weil der Anruf erst Tage später oder manchmal gar nicht mehr kam. Ein anderes Mal waren mein Freund und ich auf einem Markt und schauten uns an einem Stand ein paar Schuhe an. Der Verkäufer nahm mehrere Modelle raus um sie uns zu zeigen, wir wollten die Schuhe schlussendlich aber doch nicht kaufen. Nur wie sagt man das nun ohne unfreundlich zu wirken. Mein Freund sagte dann, «gracias, ahorita regresamos». Ich fragte ihn erstaunt «Wirklich? Willst du da nochmals zurück?». Da erklärte er mir, dass man das hier so sagte. Man meint das nicht wörtlich, sondern will damit sagen «ich geh jetzt, du weisst, dass ich nicht wiederkomme, ich lasse aber die Möglichkeit offen doch noch zurückzukommen». Das wird dann lächelnd akzeptiert.
Wenn man mal weiss wie man dieses Wort anwenden kann, hat es sehr viele Vorteile. Man kann sich damit aus so vielen Situationen elegant herausreden. Eben auf eine höfliche Art und Weise etwas ablehnen ohne nein zu sagen.
Lustigerweise wenn die Mexikaner etwas sofort benötigen, sagen sie «ahoritita» (also das Wort «ahora» doppelt verkleinert). Da versteht dann jeder, dass es «jetzt sofort» heisst und auch so gemeint ist.